Neulich habe ich die Frage gestellt bekommen, ob Wiess ein Hefeweizen sei. Das ist nicht der Fall. Die Bierstile Wiess und Weizen unterscheiden sich deutlich.
Wiess ist der Vorläufer des Kölsch und hat eine lange Tradition. Vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert war es hier weit verbreitet, bevor es vom klaren Kölsch verdrängt wurde. Der Name Wiess leitet sich vom kölschen Wort für weiß ab, was auf die trübe Erscheinung des Bieres hinweist. Wiess ist ungefiltert und daher trüb. Es hat einen frischen, milden Geschmack mit einem ausgewogenen Verhältnis von Malz und Hopfen und eine Farbe, die in der Regel hellgelb bis strohgelb ist.
Wiess wird ähnlich wie Kölsch gebraut, jedoch ohne die Filtration, die dem Kölsch seine Klarheit verleiht. Das Bier wird obergärig gebraut und hat einen moderaten Alkoholgehalt, typischerweise um die 4,5 bis 5 Prozent. Wiess war in der Kölner Bierkultur weit verbreitet, bevor die modernen Filtrationsmethoden den Wunsch nach klaren Bieren befeuerten. Deshalb spricht man auch vom Urvater oder Vorgänger des Kölsch.
Wiess und Weizenbier sind zwei unterschiedliche Bierstile. Wiess wird hauptsächlich aus Gerstenmalz gebraut, und enthält keine oder wenige Weizenmalzanteile. Es handelt sich um ein obergäriges Bier. Weizenbier hingegen enthält einen hohen Anteil an Weizenmalz, in der Regel mindestens 50%, zusätzlich Gerstenmalz, und ist ebenfalls ein obergäriges Bier.
Im Geschmack und Aroma unterscheiden sich die beiden Bierstile deutlich. Wiess hat einen frischen, milden Geschmack mit einem ausgewogenen Verhältnis von Malz und Hopfen. Die Aromen sind oft dezent fruchtig und blumig. Weizenbier hingegen zeichnet sich durch fruchtige und würzige Aromen aus, die von der speziellen Hefe stammen, mit häufigen Noten von Banane, Nelke und manchmal auch Vanille.
Das Aussehen der beiden Biere unterscheidet sich ebenfalls. Wiess ist ungefiltert und daher trüb, mit einer hellgelben bis strohgelben Farbe. Weizenbier ist ebenfalls oft trüb aufgrund des hohen Weizenanteils und der Hefe, wobei die Farbe von blassgelb bis hin zu bernsteinfarben reichen kann.
Der Kohlensäuregehalt ist bei Weizenbier in der Regel höher, was zu einem spritzigeren Mundgefühl führt, während Wiess einen moderaten Kohlensäuregehalt aufweist. Beide Biere sind obergärig, aber die Brauweise unterscheidet sich durch die verwendeten Zutaten und Hefen.

Fot: Promo
Michael Busemann ist zertifizierter Biersommelier und hat sich der wunderbaren Welt der Biere verschrieben. Bier, so sein Credo, ist mehr als ein Genussmittel, das vielen schmeckt und viel Freude bereitet. Es ist auch ein Kulturgetränk, das älteste, um genau zu sein. In vielen Ländern und Regionen hat Bier eine lange Tradition und ist tief in der Kultur und Geschichte verwurzelt. Sorten wie Kölsch erzählen ihre eigene Geschichte und spiegeln die lokalen Gepflogenheiten und Traditionen wider. Michael Busemann hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Vielfalt zu entdecken und anderen zugänglich zu machen. Er führt Verkostungen durch und teilt sein Wissen in seinem Blog https://www.frisch-verzapft.de/.
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