Modische Raubzüge - Luxus, Lust und Leid. 1800 bis heute
LVR-Industriemuseum Textilfabrik Cromford Cromforder Allee 24, 40878 Ratingen
Geschmeidige Felle, exotische Federn, schillernde Perlen – die Pracht und Schönheit der Tierwelt hat Menschen seit jeher fasziniert und Sehnsüchte geweckt. Je seltener ein Pelz oder eine Perle, umso mehr wurden sie begehrt, um sich selbst damit zu schmücken. Dafür wurden Tiere in aller Welt gejagt, getötet, ausgerottet, ihre Häute, Panzer, Zähne zu lukrativer Handelsware für Kleidung und Mode. Sie erfüllten Frauen und Männern den Wunsch nach Luxus und nach Distinktion, dienten der Erotik, versprachen einer ganzen Industrie gute Geschäfte. Die Ausstellung „Modische Raubzüge - Luxus, Lust und Leid. 1800-heute“ widmet sich in eindrucksvoller Weise diesem Thema.
Tier im Trend
Hat sich daran gar nichts geändert? Haben die Anti-Pelz-Kampagnen nichts bewirkt? Ein Blick in jede x-beliebige Fußgängerzone zeigt: Tierische Materialien prägen modische Trends – sie sind wieder in. Die lange Zeit verpönten Luxusprodukte aus Pelz sind erneut zum Mainstream geworden. Die Produktionszahlen sprechen für sich: Geschätzt 90 Millionen Tiere müssen jährlich für die Pelzmode ihr Leben lassen.
Ethik und Epidemie
Unser Verhältnis zu den Tieren steht auf dem Prüfstand – nicht nur wegen unseres ungehemmten Raubbaus an der Natur und der ethischen Frage: Was darf der Mensch? Auch die Corona-Pandemie macht deutlich, dass es eine Veränderung braucht. Denn das Virus ist vermutlich durch zu engen Kontakt zwischen Wildtieren und Menschen zu uns gelangt und auch Pelzfarmen haben seine Verbreitung begünstigt.
Die Ausstellung
Mit großer Fantasie und kunsthandwerklicher Meisterschaft wurden alle denkbaren Tierarten schon immer für die Mode genutzt. Faszinierend schöne Kleidungsstücke, die Menschen schützten, wärmten oder schmückten. Aber kein Tier gibt freiwillig sein Fell, seine Federn oder sein Gehäuse her. Der Tod der Tiere ist die Kehrseite dieses Luxuskonsums. Die Ausstellung „Modische Raubzüge“ des LVR-Industriemuseums zeigt in der Textilfabrik Cromford diesen besonderen Ausschnitt der Kulturgeschichte der Mode der vergangenen 250 Jahre und macht die unmittelbare Konfrontation von Mensch und Tier erlebbar. Zu sehen sind auf mehr als 500 m² über 250 Objekte aus der museumseigenen Textilsammlung, dazu Bilder und Filme. Interaktive Stationen und museumspädagogische Angebote ermöglichen es den Gästen, besonders auch Familien und Schulklassen, sich die Inhalte spielerisch zu erschließen.
Fotoausstellung „Natura Morta“
Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Präsentation von Bildern des Berliner Künstlers Oliver Mark aus der Serie „Natura Morta“ im Herrenhaus Cromford. Sie zeigen Fotoarbeiten über eine Vielzahl von Tierpräparaten, aus tierischen Materialen gefertigte Kleidungsstücke sowie Accessoires. Diese illegal gehandelten und nach Deutschland geschmuggelten Objekte wurden vom Zoll beschlagnahmt und sind seitdem in der Asservatenkammer des Bundesamts für Naturschutz in Bonn gelagert. Die Ausstellung bildet einen Gegenpol und eine Ergänzung zur Ausstellung „Modische Raubzüge“ in der Hohen Fabrik.
Eröffnung 11.07.2021, 11h. Bis 24.04.2022
5,50/4 €, Kombiticket mit Dauerausstellung 8 €