Philibert & Fifi
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EL-DE-Haus - NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln
Der französische Künstler Philibert Charrin (1920-2007) setzte sich bereits in seinen frühen Arbeiten mit dem Nationalsozialismus auseinander. Er karikierte Hitler als Kriegstreiber, Göring als Prahlhans und Goebbels als Großmaul. Im April 1943 wurde Charrin im Alter von 23 Jahren von der Vichy-Regierung zwangsweise zur Arbeit ins Deutsche Reich verpflchtet. In der Nähe von Graz in Österreich wurde er als Erdarbeiter eingesetzt oder, wie er es nannte, als „Terrassier“.
Hier schuf er sich mit seinen Zeichnungen eine eigene Welt abseits der harten Arbeitsbedingungen und der Autorität der Aufseher. Mit spitzer Feder zeichnete er, so oft es ihm möglich war, das Lagerleben, die Arbeit und die Einheimischen – immer begleitet von seiner selbstgeschaffenen Figur Fifi, die auf fast jedem Bild mal mehr, mal weniger deutlich in Erscheinung tritt.
Viele seiner Zeichnungen beinhalten Hinweise auf Sabotageakte und Widerstand oder geben die angeblichen »Herrenmenschen« der Lächerlichkeit preis. Diese Zeichnungen hielt Philibert Charrin versteckt, soweit die Inhalte nicht durch doppeldeutige Anspielungen verschlüsselt waren. Andere Zeichnungen spiegeln einfach nur den Arbeitsalltag wider, die widrigen Lebensumstände und die harte Arbeit. Allen Zeichnungen gemeinsam ist der Humor, mit dem Charrin seine Welt sah. Ein Humor, der für ihn Freiheit bedeutete.
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden seine Zeichnungen ausgestellt. Anschließend gerieten sie in Vergessenheit. Nun, nach mehr als 70 Jahren, zeigte das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln diesen einzigartigen Schatz: über 80 Karikaturen, Zeichnungen und Plakate, ergänzt um Originaldokumente aus seinem Nachlass. Ö: Di-So 10-18. Bis 30.1.22