Heute vor genau 20 Jahren, am 19. September 2004, wurde der Elefantenpark im Kölner Zoo eröffnet. Mit 2 ha Größe nimmt er rd. 10 Prozent der Gesamtfläche des Kölner Zoos ein. Das Haus gilt als bauliches Vorbild für viele andere seitdem neu errichtete Elefantenanlagen. Auch das sogenannte „Protected contact“-Prinzip der Kölner Haltung hat national wie international Schule gemacht. „Protected contact“ heißt, dass die Dickhäuter in der auf bis zu 20 Tiere ausgelegten Kölner Anlage in ihrem natürlichen Herdenverband mit gewachsener Sozialstruktur und ohne direkten Kontakt zu den Tierpflegern leben.
Für den Erfolg des Konzepts spricht die Zahl der Nachzuchten. Zwölf Jungtiere kamen im Kölner Elefantenpark bereits zur Welt – die erste war „Marlar“ im Jahr 2006 unter riesiger Anteilnahme ganz Kölns. Die jüngste ist die 2023 geborene „Sarinya“ als aktueller Publikumsliebling. Auch für die kommenden Jahre werden in Köln Nachzuchten bei den hochbedrohten Asiatischen Elefanten (Elephas maximus) erwartet. „Wir haben die Herde die Geburten von Anfang an alleine regeln lassen. Wir greifen nicht ein. Die jungen Kühe lernen dabei von den erfahrenen Müttern und Tanten. Das macht es den Jungtieren leichter, wenn sie selbst einmal tragend sind“, erklärt Zoodirektor Prof. Theo B. Pagel.
Bereits viele Jahre hatte der ehemalige Zoodirektor Prof. Dr. Gunther Nogge für den Neubau einer Elefantenanlage geworben. Die alte Unterbringung im 1863 eigentlich für Giraffen und Antilopen gestalteten Vorgängerbau in der Mitte des Zoos war schlicht nicht mehr zeitgemäß. Ende der 90er Jahre kam es zum Durchbruch – die zuständigen Gremien bewilligten das Projekt. 1999 rief der Zoo dafür einen Architektenwettbewerb aus. Die neue Anlage sollte nichts weniger als „richtungsweisend“ sein – mit einer 1A-Haltung der Elefanten, Top-Arbeitsbedingungen für die Tierpflege und spektakulären Einblicken für die Gäste.
Foto: Marcel Vogelfänger
Bulle Tarak im Training
Der Siegerentwurf eines Hürther Architektenbüros war entsprechend ambitioniert. Er beinhaltet: separate Innen- und Außenbereiche für Kühe und Bullen – ausgewachsene Elefanten leben nach Geschlechtern getrennt –, ein Paarungsgehege für gelegentliche Zusammenkünfte, Boxen für regelmäßige Medical Trainings für Blutabnahme und Wiegen oder Überkopf-Futterkörbe und rüsselgroße Löcher, in denen Äpfel, Möhren & Co. zur Beschäftigung versteckt werden. Jede Menge Technik sorgt bis heute dafür, dass den Zoo-Beschäftigten die Arbeit mit den Dickhäutern so angenehm und sicher wie möglich gemacht wird. Gebündelt wird diese in der Kommandozentrale mit Kontrollmonitoren, Schaltern und Joysticks zur Steuerung von z.B. den vielen Schiebern.
Auch bei der Außengestaltung ging man innovativ vor. Die Oberfläche der Betonfertigteile der äußeren Wände ist Elefantenhaut nachempfunden. Die Decke der tageslichtdurchfluteten Innenanlage mit ihren sieben großen „Baumstützen“, deren „Kronen“ aneinanderstoßen, erinnert an einen Wald. Das darüber liegende Gründach war eines der ersten im Zoo. Die gesamte Anlage ist in den überwiegend aus Kriegstrümmern bestehenden Hügel, wo einst die legendäre Kölner Radrennbahn stand, hineingebaut. Insgesamt wurden 7.000 m2 Beton und 1.000 Tonnen Stahl verbaut. Die Kosten betrugen rd. 15 Mio. Euro. Viele weitere sind seitdem für Instandhaltung und Unterhalt zusammengekommen. Große Tiere – großer Aufwand, in Zeiten steigender Energiekosten erst Recht. Gleichzeitig war und ist der Elefantenpark Aushängeschild und einer der Publikums- und Kassenmagneten im Kölner Zoo.
Derzeit bewohnen zehn Asiatische Elefanten die Anlage. Der erste Dickhäuter, der dauerhaft in Köln lebte, zog am 29. September 1864 ein. Für ihn sind weder Name noch Geschlecht, Ort der Unterbringung oder die exakte Todesursache bekannt. Ihm folgten 51 Artgenossen: 40 Asiatische und elf Afrikanische Elefanten. „Rani“ (1942 – 1991), „Savani“ (1950 – 2004) oder „Pretti“ (1966 – 2012) werden vielen Menschen in und um Köln noch gut im Gedächtnis sein.
In den Anfangszeiten teilten sich Afrikaner und Asiaten die Anlage. Mit der Eröffnung des Elefantenparks konzentrierte sich der Zoo auf Asiatische Elefanten. Denn diese Art ist leider noch stärker bedroht als ihre ebenfalls vor der Ausrottung stehenden afrikanischen Verwandten. Die Fokussierung auf eine Art und deren Erhaltungszucht auf neuen, großen Anlagen steht sinnbildlich für den Weg, den moderne Zoos in den vergangenen Jahrzehnten gegangen sind – und weitergehen: weniger Tiere, größere Anlagen, moderne Umwelt- und Bildungsprogramme sowie ein starkes Engagement für den Artenschutz. Zoos sind heute Naturschutzzentren, die auf vielen Ebenen für den Erhalt der natürlichen Biodiversität kämpfen.
Neben der Erhaltungszucht Asiatischer Elefanten zum Aufbau stabiler Populationen in Menschenhand zählt auch die Erforschung der Tiere zu den Aufgaben im Zoo. Elefanten-Kuratorin und Zoo-Tierärztin Dr. Sandra Marcordes arbeitet an int. Forschungsprojekten zu Asiatischen Elefanten mit, um noch mehr Kenntnisse zu gewinnen, wie man wildlebende Artgenossen noch besser schützen kann.
Außerdem kooperiert der Kölner Zoo seit vielen Jahren mit Organisationen, die sich in den Ursprungsländern der Tiere für deren Schutz einsetzen. Bestes Beispiel dafür ist das „Elephant Transit Home“ (ETH) auf Sri Lanka. Die Einrichtung kümmert sich u.a. um durch Wilderer verletzte und verwaiste Elefanten. Der Zoo hat dem ETH seit 2012 bereits knapp 100.000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Mittel steckt das ETH um Leiter Dr. Malaka Abeywardanain und sein 70-köpfiges Team in die Modernisierung und den Neubau von Anlagen sowie die Bezahlung von Fachkräften, in Coachings und Technikausstattung oder in Medizin-Equipment.
Elefanten in Köln? Das gab es schon mehrmals vor der Gründung des Zoos – allerdings jeweils nur kurz. Im Mittelalter, 1482 und 1563, machten zweimal graue Riesen Station im „Hillije Cölle“.
Zum ersten Mal war dies 1482 der Fall. Portugals König Johann II. schenkte dem deutschen Kaiser Friedrich III. einen Dickhäuter – wer kann, der kann. Das Tier wurde in die Niederlande verschifft und musste von dort aus einen Marsch durch das damalige Deutschland starten. Köln war eine der Stationen.
Ähnlich trug es sich 1563 zu. Damals war es Kaiser Maximilian II., der einen Elefanten als Schenkung erhielt. Den Fußweg aus Antwerpen nach Köln soll er in knapp zwei Wochen bewältigt haben. Erst 1864 fand die Geschichte von Köln und seinen Elefanten seine dauerhafte Fortsetzung.
In Zahlen:
Gesamtfläche Elefantenpark ca. 20.000 m2
Brutto-Grundrissfläche Elefantenhaus ca. 5.000 m2
Brutto Rauminhalt ca. 45.000 m2
Kuh-Innenanlage ca. 2.000 m2
Bullen-Innenanlage ca. 750 m2
Besucherbereich Elefantenhaus ca. 350 m2
Servicebereich Elefantenhaus ca. 1.280 m2
Sozialräume Tierpfleger ca. 85 m2
Kuh-Außenanlage ca. 4.650 m2
Paar-Außenanlage ca. 2.370 m2
Bullen-Außenanlage ca. 3.390 m2
Baukosten ca. 15 Mio. € (ca. 3 Mio. Nachbesserungen)
Informationen zur Elefantenhaltung im Kölner Zoo finden Sie hier.