Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur im Kölner Mediapark widmet mit einer großen Retrospektive der Künstlerin Tata Ronkholz unter dem Titel „Gestaltete Welt“ erstmals eine umfassende Würdigung ihres Werkes. Ihre präzise, dokumentarische Bildsprache zeigt den urbanen Raum in seiner strukturellen Klarheit und hält dabei zugleich gesellschaftliche Wandlungsprozesse fest. Ergänzt wird die Ausstellung durch die Schau „Blick in die Sammlung: Lawrence Beck – Botanische Studien“, die einen spannenden Kontrast zwischen Architektur und Natur eröffnet.
Tata Ronkholz, 1940 in Krefeld geboren und 1997 verstorben, war eine der ersten Studentinnen der berühmten Becher-Klasse an der Kunstakademie Düsseldorf. In ihrer Photographie konzentrierte sie sich auf den städtischen Raum und entwickelte ein konsequent dokumentarisches Werk. Besonders bekannt wurden ihre Aufnahmen von Trinkhallen, Kiosken und kleinen Läden, die zwischen 1977 und 1985 in verschiedenen Städten Nordrhein-Westfalens entstanden. Ihre Bilder sind nüchterne, schnörkellose Bestandsaufnahmen, die den Alltag in seinen architektonischen Strukturen sichtbar machen und gleichzeitig eine soziale und kulturelle Lesbarkeit bieten.

Foto: VAN HAM Art Estate: Tata Ronkholz, 2025
Tata Ronkholz: Trinkhalle, Köln-Nippes, Merheimer Straße 294, 1983
Neben diesen Serien umfasst die Ausstellung auch weitere zentrale Werkgruppen. So dokumentierte Ronkholz in den späten 1970er Jahren gemeinsam mit Thomas Struth den Düsseldorfer Rheinhafen, dessen Gebäude und Industrieanlagen in ihrer ursprünglichen Form bald darauf der Umgestaltung zum heutigen Medienhafen weichen mussten. Ergänzt wird die Werkschau durch eine Auswahl von Arbeiten aus Ronkholz' Zeit als Produktdesignerin, die zeigen, dass ihre Auseinandersetzung mit gestalteten Räumen weit über die Photographie hinausging.

Foto: VAN HAM Art Estate: Tata Ronkholz, 2025
Tata Ronkholz: Lagerhalle mit Löwenwappen, 1979. Aus der Serie „Rheinhafen Düsseldorf“, 1979–1981
Das Begleitprogramm zur Ausstellung bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich intensiv mit den Werken von Ronkholz und Beck auseinanderzusetzen. Am 22. März findet eine öffentliche Führung statt, die einen ersten vertiefenden Einblick in beide Ausstellungen gibt. Besonders empfehlenswert ist die Kuratorinnenführung mit Claudia Schubert am 27. März, die sich auf die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Werkgruppen von Ronkholz konzentriert. Hier werden nicht nur ihre bekannten Serien von Kiosken und Trinkhallen thematisiert, sondern auch ihre weniger bekannten Arbeiten zu Industrietoren sowie die Dokumentation des Düsseldorfer Rheinhafens. Auch ihr Frühwerk als Produktdesignerin wird beleuchtet, das sich in seiner klaren, funktionalen Formensprache mit ihrer späteren photographischen Praxis verbindet. Eine weitere Kuratorinnenführung findet am 26. Juni statt.

Foto: VAN HAM Art Estate: Tata Ronkholz, 2025
Tata Ronkholz: Firma Tromm, Tor Gleisanschluss, Köln-Niehl, 1983
Parallel zur Retrospektive von Tata Ronkholz präsentiert die Photographische Sammlung mit der Ausstellung „Blick in die Sammlung: Lawrence Beck – Botanische Studien“ eine Werkgruppe des amerikanischen Photographen Lawrence Beck. Zwischen 1998 und 2008 widmete sich Beck mit einer Großbildkamera der dokumentarischen Darstellung von Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung. Während die historischen Photographien von Karl Blossfeldt isolierte Pflanzenstudien zeigen, stellt Beck das Wachstum von Gewächsen in botanischen Gärten oder in freier Natur in den Mittelpunkt. Besonders eindrucksvoll sind seine Aufnahmen von Seerosen, in denen sich Wasseroberfläche und Himmel spiegeln und die Grenzen zwischen realer und reflektierter Welt verschwimmen. Seine Werke stehen in einem spannungsreichen Dialog mit Ronkholz' Architekturaufnahmen, da beide eine systematische, präzise Bildsprache verfolgen, jedoch völlig unterschiedliche Sujets behandeln.

Foto: Lawrence Beck, 2025
Lawrence Beck: Texas Shell Pink, 2003. Aus der Serie „Botanical Gardens“
Wer sich für die Verbindung von Natur und Kunst interessiert, sollte die Veranstaltung „Natur und Pflanzen mit dem Blick von Lawrence Beck“ am 26. April nicht verpassen. Diese Führung durch die Kölner Flora zeigt, wie Beck in seinen Arbeiten botanische Strukturen inszeniert und welchen Einfluss wissenschaftliche Kategorisierungen auf unser Bild von Natur haben. Seine photographischen Studien zeigen Pflanzen nicht nur als ästhetische Objekte, sondern auch als Ausdruck menschlicher Kultur und Ordnungssysteme.
Für Liebhaber urbaner Alltagskultur bieten sich die „Büdchen-Touren“ an, die am 1. Juni und 29. Juni stattfinden. Diese Spaziergänge und Radtouren führen zu historischen und aktuellen Kiosken und beleuchten die Bedeutung dieser kleinen Verkaufsstellen im Stadtbild. Während die photographischen Serien von Ronkholz dokumentieren, wie diese Orte in den 1970er und 1980er Jahren aussahen, erlauben die Führungen eine Reflexion darüber, welche Rolle sie heute noch spielen.
Die Retrospektive „Tata Ronkholz – Gestaltete Welt“ ist bis zum 13. Juli zu sehen und die begleitende Ausstellung von Lawrence Beck bis zum 04. Mai.