„Ich denk’ an deine Tante, wüsste nicht, wann ich je so brannte. Ist sonst nicht meine Art, liegt an Hildegard ...“ Woher Sebastian Krämer deine Tante kennt, ist eine gute Frage. Und warum er ihr Liebeslieder widmet, vielleicht eine noch bessere. Du hast gar keine Tante? Oder sie ist vor kurzem verstorben? Nun, das würde immerhin die Verzweiflung erklären, die aus manchen dieser Stücke spricht, die Ratlosigkeit, die Melancholie. Oder den abstrusen Humor, den Krämer nicht zu planen scheint, der wie ein Schicksal über uns hereinbricht. Seine Chansons haben keine Parolen oder Empfehlungen zur Gestaltung einer besseren Welt. Wohl aber sind sie der Versuch, den sorgsam verpackten Schmerz im Hörer aufzuspüren und freizusetzen, weil er zum wenigen gehört, das ihm inmitten seiner ganz persönlichen Zombie-Apokalypse noch die eigene Lebendigkeit anzeigt. Die bizarre Schönheit der Krämerschen Verse und Harmonien ist mit jenem Schmerz im Bunde. Und mit deiner Tante ...
„Liebeslieder an deine Tante“, Samstag, 09.09.23, 20:00 Uhr
Stefan Waghubinger rüttelt an Türen, begegnet Plüschelefanten und antiken Göttern, schießt auf Rasenroboter und ist endlich einmal ein Gewinner. Kein Wunder, spielt er doch gegen sich selbst Monopoly. Dabei kommt er auf die spieltheoretische Einsicht: „Wenn man beim Würfeln kein Glück hat, muss man sich beim Würfeln mehr anstrengen“. Wieder einmal entstehen Geschichten mit verblüffenden Wendungen, tieftraurig und zum Brüllen komisch. Zynisch und warmherzig, banal und zugleich erstaunlich geistreich. Die Allgemeine Zeitung Mainz schreibt zu ihm: „Federleicht und geschliffen. Es gibt nur wenige Kabarettisten, die es mit Waghubingers Formulierungskunst aufnehmen können – und es gibt nur ganz wenige Kollegen, bei denen geschliffene Texte so federleicht durch den Saal schweben“. Stefan selbst sagt von sich nur, er betreibe österreichisches Jammern und Nörgeln, aber mit deutscher Gründlichkeit.
„Ich sag´s jetzt nur zu Ihnen“, Mittwoch, 13.09.23, 20:00 Uhr
Wir schauen 88 mal am Tag aufs Handy, werden mit Breaking News überschüttet, verlieren uns im Dschungel von Social Media und ständiger Erreichbarkeit. Gegen Follower half früher Pfefferspray, jetzt gieren wir nach Likes und Herzchen. Multitasking ist eine Illusion. Langeweile würde kreativ machen, aber wer hat noch Zeit, sich zu langweilen? Höflichkeit wird als Schwäche ausgelegt und Computern soll man beweisen, dass man ein Mensch ist. Wo führt das hin? Vera Deckers fordert: Es wird Zeit, wieder aufeinander zuzugehen. Zeit für eine neue Leichtigkeit! Mit scharfer Beobachtungsgabe und ausgeprägter Selbstironie verdeutlicht die Diplom-Psychologin unsere Kommunikationsmuster im Alltag und zeigt auf, in welche Fallen wir dabei tappen. Dass man dabei auch noch herzhaft lachen muss, liegt vielleicht daran, dass Vera Deckers eine der besten Stand-Up-Komikerinnen Deutschlands ist.
„Probleme sind auch keine Lösung“ (Preview), Mittwoch, 27.09.23, 20:00 Uhr
Erika Ratcliffe wirkt apart und zurückhaltend. Was die japanische Wienerin mit Hang zu sarkastischer Selbstentblößung ihrem Publikum anschließend serviert, hat es allerdings in sich: „Bad Boy“ ist eine schwarzhumorige Hommage an ihr turbulentes Leben, ein aberwitziger Cocktail aus teils autobiografischen, teils bravourös hinzugedichteten Stories, die zielsicher genau dorthin gehen, wo es wehtut. Erika Ratcliffe hat Fragen: Worin unterscheiden sich Depression und Burn-out? Hat exzessiver Alkoholkonsum nicht doch auch Vorteile – einen ordentlichen Filmriss zum Beispiel? Brauchen Feminist:innen eine bessere PR? Und was ist der Unterschied zwischen „Ladies“ und “Frauen”? Erika liefert erstaunlich scharfsinnige, abgründige oder absichtsvoll provokante Antworten und verrät außerdem, warum ihr wichtig ist, dass ihre Psychotherapeutin sie interessant findet und warum sie keine Mutterinstinkte hat.
„Bad Boy“ (Köln-Premiere), Donnerstag, 28.09.23, 20:00 Uhr
Tickets für alle Veranstaltungen auf www.ateliertheater.de
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