Regie: Nina Gühlstorff, Bühnenbild: Lena Thelen, Autor (Stück im Stück): Roger Schmelzer; Ensemble: Annette Frier, Susanne Pätzold, Nicole Kersten, Henning Krautmacher, Laurenz Leky, René Michaelsen, u.a.
Willy Millowitsch ist eine Kölner Ikone – als Schauspieler, als Theaterleiter, als Original und Repräsentant des rheinischen Gemüts. Kein anderer Kölner war in der Bundesrepublik so bekannt und gleichzeitig so nahbar wie er, der den Einwohnern seiner Heimatstadt bis heute als archetypischer „kölscher Jung“ gilt und selbst seinen Urlaub auf Elba für Autogrammstunden nutzte. Über 25 Jahre nach seinem Tod wird Millowitsch nun selbst Gegenstand eines Theaterprojekts: Millowitsch. Endlich wieder lachen widmet sich Leben und Arbeit des berühmten Volksschauspielers am Ort seines Wirkens, dem vormaligen Millowitsch Theater, heute Volksbühne am Rudolfplatz.
Im Spiegel von Willy Millowitschs Leben erlebt das Publikum über ein Jahrhundert Kölner Theatergeschichte: Angefangen beim Übergang von Stockpuppen zu Schauspielern, den Willys Großvater bewerkstelligte, über den Konflikt mit dem erfolgreichen Vater Peter Millowitsch und den berühmten Auftrag Konrad Adenauers, die Menschen im zerbombten Nachkriegsköln durch die schnelle Aufnahme des Spielbetriebs wieder zum Lachen zu bringen, bis hin zu den Jahren, in denen die WDR-Aufzeichnungen aus dem MillowitschTheater zu bundesweiten Straßenfegern werden. Aber auch Millowitschs Tod und die herausfordernde Verwaltung seines künstlerischen Erbes werden Thema des Stücks sein: Kann es ohne eine Figur mit der Strahlkraft eines Willy Millowitsch überhaupt noch ein veritables Volkstheater geben?
Den Versuch einer Neudefinition des Volkstheaters wird Millowitsch. Endlich wieder lachen zweispurig aufsetzen: Mit dokumentarischem Material aus Interviews, die das Team mit Weggefährten und Verwandten Willy Millowitschs führt, sowie in der Beschäftigung mit Otto Schwartzs Schwank „Das Glücksmädel“ von 1915, der über die Jahrzehnte hinweg immer wieder auf dem Spielplan des Millowitsch-Theaters stand und zum Schluss des Abends ein überraschendes Update für das 21. Jahrhundert erleben wird. So folgt das Projekt der doppelten Leitfrage, was die Grundlage von Willy Millowitschs beispielloser Beliebtheit und Bühnenpräsenz darstellt – und wie sich die gemeinschaftliche Einstimmung auf seine Person, der unverbrüchliche Lagerfeuer-Effekt seines Theaters, in die Gegenwart übertragen lässt.
Schon lange schien keine Zeit in Deutschland mehr so wenig Anlass zum Lachen zu geben wie die ersten Monate des Jahres 2025 mit ihren multiplen weltpolitischen Bedrohungsszenarien. Umso dringlicher scheint die Besinnung auf die Urkraft des Volkstheaters angezeigt, das die stärkende und kräftigende Funktion des gemeinschaftlichen Lachens in den Vordergrund stellt. Millowitsch. Endlich wieder lachen will daher den Gravitationspunkt Willy Millowitsch erkunden, um von dort aus nach der gesellschaftlichen Relevanz und Verantwortung von Humor zu fragen. Denn Lachen ist keine Ressource, deren Konjunktur von der politischen Großwetterlage abhängig ist – es ist ein Mittel der Resilienz und des Widerstands, um Menschlichkeit auch in schwierigen Zeiten sicher zu stellen.
Millowitsch. Endlich wieder lachen – Personal:
Nina Gühlstorff, Regie – Regisseurin mit den Schwerpunkten partizipative Projekte, Musiktheater und zeitgenössische Dramatik. Aktuelle Anstellung: Hausregisseurin für Öffnungsprojekte am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin. Regiearbeiten am Staatstheater Karlsruhe, am Theater Graz und am Werk X in Wien, außerdem Projekte in Israel, Polen, Senegal, Namibia und auf den Philippinen. 2019 Gründung des Volks*theater Ensembles am Theater Rampe Stuttgart. Ihre Inszenierung von „Petermann! Eine kölsche Paranoia“ (mit Laurenz Leky und René Michaelsen) läuft seit 2017 erfolgreich am Theater im Bauturm.
Annette Frier, Schauspiel (Willy Millowitsch) – Eine der vielseitigsten und engagiertesten Schauspielerinnen Deutschlands, bekannt u.a. aus den Fernsehserien „Die Wochenshow“, „Danni Lowinski“, „Merz gegen Merz“, „KBV (Keine besonderen Vorkommnisse)“ und „LOL – Last one laughing“. Lange Verbindung mit dem Theater im Bauturm, 2005 Kölner Theaterpreis für die Darstellung von Ibsens Nora. Annette Frier engagiert sich auf vielfältige Weise für den Erhalt der Demokratie, ist Botschafterin der UNO-Flüchtlingshilfe und Stimme der „Sendung mit der Maus.“
Roger Schmelzer, Autor (Teile des Stücks) – Autor für Sitcoms, Comedyshows und Kabarettprogramme. Deutscher Drehbuchpreis für „Macho Man“ (zusammen mit Moritz Netenjakob). Roman „Die besten zehn Sekunden meines Lebens“.
Lena Thelen, Bühnen- und Kostümbild – Freischaffende Bühnen-und Kostümbildnerin aus Köln, bisherige Arbeiten am Theater Bonn, Schauspiel Köln, DNT Weimar, Theater Koblenz und Theater im Bauturm („Der Revisor“). Als Künstlerin u.a. tätig in den Bereichen Siebdruck, Installation, Kleidung und Möbelbearbeitung.
Henning Krautmacher, Schauspiel (Gott / Konrad Adenauer) – Von 1986 bis 2022 Sänger und Frontmann der Band „Höhner“. Nach Auftritten im Film „Vollidiot“ und der Serie „Pastewka“ arbeitet Krautmacher zuletzt verstärkt als Schauspieler, u.a. in der Serie „Andere Eltern“ (ZDF Neo) oder im Musical „Himmel und Kölle“ (Volksbühne am Rudolfplatz).
Susanne Pätzold, Schauspiel (Peter Millowitsch) – Schauspielerin, Imitatorin und Kabarettistin, bekannt aus „Switch“ und „Switch reloaded“ sowie aus der Stammbesetzung der WDR-„Mitternachtsspitzen“ (2014 – 2021). Aktuell spielt Susanne Pätzold ihr Soloprogramm „Multiple Choice“, moderiert gemeinsam mit Hans-Georg Bögner das „Rote Sofa“ an der Volksbühne am Rudolfplatz und ist Teil des Improvisations-Ensembles „3 Kölsch ein Schuss“. Am Theater im Bauturm ist sie aktuell gemeinsam mit Nicole Kersten in der erfolgreichen Produktion „Hexe Heldin Herrenwitz. Ein Panorama zur Geschichte von Frauen in Köln“ zu sehen.
Nicole Kersten, Schauspiel – Engagements am Schauspiel Frankfurt, Theater Bonn, Staatstheater Darmstadt, Staatstheater Mainz. Sie ist Teil der freien Theatergruppe Fringe Ensemble, war 2022 an der Volksbühne am Rudolfplatz in der Hauptrolle des „Automatenbüfett“ zu sehen und spielt gemeinsam mit Susanne Pätzold am Bauturm aktuell in „Hexe Heldin Herrenwitz. Ein Panorama zur Geschichte von Frauen in Köln“.
Laurenz Leky und René Michaelsen, Konzept, Dramaturgie und Schauspiel – Gemeinsam mit Bernd Schlenkrich leiten Laurenz Leky und René Michaelsen seit 2016 das Theater im Bauturm und sind dort in den erfolgreichen Produktionen „Petermann! Eine kölsche Paranoia“ und „Weihnachtsfeier. Ein Betriebsunfall“ zu sehen. Bei „Millowitsch. Endlich wieder lachen“ sind sie Teil des Produktionsteams, kümmern sich gemeinsam mit Nina Gühlstorff und Roger Schmelzer um den Stücktext und werden außerdem als Teil des Ensembles mit auf der Bühne stehen.
Noch nicht besetzt: Musik sowie eine weitere Schauspielerin