Das Kölner Liedgut ist so viel mehr als „Rhing, Wing, Sunnesching“, als „unser Dom“ und „la-la-la“. In wenigen Zeilen können kölsche Liedermacher stimmungsvolle Geschichten erzählen, Emotionen transportieren, Menschen miteinander verbinden, Heimatgefühle erwecken, zum Denken anregen … und sie können inspirieren.
Die Bläck Fööss haben es geschafft, Autorin Anke Schulte mit ihrem Lied „Drink doch eine met“ zu einer kompletten mitreißenden Romangeschichte zu inspirieren. Denn angelehnt an die erste Zeile des Liedes („Ne ahle Mann steiht vür d´r Weetschaffsdür“) hat sie sich gefragt, wer denn dieser „ahle Mann“ ist, der vor der „Weetschaffsdür“ steht: Bei Anke Schulte ist es die (fiktive) Geschichte von Antonio Lombardi, der als Gastarbeiter von Sizilien nach Deutschland kommt und in Köln eine neue Heimat findet. Es ist die Geschichte einer Familie, über Schicksalsschläge, Verzweiflung und die Stärke, nach Leid wieder aufzustehen und dem Leben eine neue Richtung zu geben.
Das Buch erzählt Kölner Stadtgeschichte, Brauchtum und Tradition. Uns begegnen alteingesessene Geschäfte, Brauhäuser, in denen beinahe jeder Kölner schon ein Kölsch getrunken hat oder Cafés, bei denen der Gedanke an köstliche Torten sprichwörtlich das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
Die geheime Botschaft des Romans liegt in der geschickten Einflechtung des Bläck-Fööss-Hits „Drink doch eine met“ aus dem Jahr 1971. Aktueller denn je verkörpert die Geschichte einen sanften Aufruf zu Achtsamkeit, Toleranz und Vorurteilslosigkeit und schlägt die Brücke zu den Menschen, die einsam sind und gerne Teil der Gemeinschaft wären. Ebenso wie es Antonio Lombardi in dieser Erzählung erfährt.
Anke Schulte, „Vom alten Mann, der vor der Wirtschaftstür steht“; 144 Seiten, € 12.95; Marzellen Verlag