„Jedes Johr im Winter…“ geht das Spielchen ja bekanntlich wieder los, wobei: Hat es überhaupt aufgehört? Wenn ich mir den Kalender der letzten Wochen und Monate anschaue, sehe ich kaum, dass es nach Aschermittwoch ruhiger geworden ist.
Und doch beginnt es wieder langsam, dieses berühmte Kribbeln, wenn es auf den 11.11. angeht. Viele, viele neue Songs erscheinen in diesen Tagen, die Bands proben fleißig für den Sessionsauftakt, und es herrscht eine regelrechte Aufbruchstimmung in der Szene. Also alles wie immer – und doch immer wieder neu. Ich liebe es!
Wenn man sich trifft, um zum Beispiel einen neuen Sampler mit den Neuvorstellungen zu präsentieren, gleicht das immer einem Klassentreffen. Klar, man sieht sich hier und da übers Jahr immer mal irgendwo. Aber so wirklich alle auf einen Haufen, mit ein bisschen Zeit zu quatschen, ist eher selten nach Aschermittwoch. Und somit sind es immer viele herzliche Gespräche, Updates und Wiedersehensfreuden, wenn es endlich soweit ist.
Ich bin zwar nicht der klassische Karnevalskünstler, freue mich aber trotzdem, dass ich irgendwie dazugehöre. Und somit ist es auch so, dass ich dieses Jahr ebenfalls eine neue Sessionsnummer beisteuern durfte auf der heute erschienenen „Kölsch & Jot“. In meinem Fall ist es ein weiterer Vorbote des neuen Albums „Levve“, dass im März pünktlich zu meinem 30jährigen-Jubiläum erscheint.
„Purzelbäum“, so heißt meine neue Single. Und ich gebe direkt zu: Eigentlich müsste der Song „Kukelebäum“ heißen, weil es das Wort „Purzelbaum“ auf kölsch gar nicht gibt. Ich habe auch lange überlegt, wie ich es denn nun singe. Denn metrisch hätten beide Worte gepasst, und eigentlich bin ich ja großer Verfechter der kölschen Sprache und lege Wert darauf, dort, wo es geht, das möglichst „richtigste“ Kölsch zu singen. Aber ich habe inzwischen auch gelernt, dass es sich um eine Sprache handelt, die sich immer weiter entwickelt, und ich glaube einfach, dass heute kaum noch einer weiß, was ein Kukelebaum ist. Ich kenne das Wort zwar noch von meinen Großeltern. Aber sogar in meinen zahlreichen Stammkneipen, wo noch kölsch gesprochen wird, waren sich Menschen aus älteren Generationen nicht immer sicher, worum es sich handelt.
Ich hatte also immer das Bild vor Augen, wie Menschen sich fragend anschauen, wenn sie dieses Wort gesungen hätten, oder gar mit dem Kölsch-Wörterbuch hantieren mussten, um meinen Song zu verstehen. Dabei ist es doch „nur“ ein Liebeslied, was leicht, verliebt und romantisch daherkommen soll. Da purzelt der Baum doch eher, als dass man Kölsch-Nachhilfe geben sollte, oder? Ich hoffe jedenfalls, dass mir die Kölsch-Nativespeaker diese kleine Ausnahme verzeihen.
Geschrieben habe ich den Song übrigens kurz vor Amsterdam auf einem Schiff, auf dem ich ein Konzert spielte, und das über Nacht von Köln dorthin geschippert ist. Es war unfassbar gemütlich in der Kabine im Bett zu liegen, sanft über den Strom zu gleiten, einfach hinauszuschauen, und mitten in der Nacht die Gitarre zu nehmen und drauf loszuschreiben. Und das Schöne ist: Bei den ersten Live-Aufführungen kam die Nummer schon super an, so dass sie bei der Jubiläumstour nächstes Jahr definitiv schon gesetzt ist. Herrlich!
Jetzt geht’s wie gesagt aber erstmal in den Endspurt vor Sessionsbeginn. Ich muss schnell zur Schneiderin, weil ich mir fürs Jubiläumsjahr ein besonderes Outfit ausgedacht habe. Lasst euch überraschen…
Üre Björn