Housing First ist ein spezielles Hilfsprogramm, das obdachlose Menschen dabei unterstützt, wieder in ein zufriedenstellendes und selbstbestimmtes Leben zurückzufinden. Am Anfang steht dabei die Vermittlung in eine eigene, regulär mietvertraglich gesicherte Wohnung. Eine ganz normale Wohnung, wie sie viele andere Menschen in Köln bereits haben. Das neue Zuhause ist Ausgangspunkt für professionelle weiterführende Hilfen durch ein Team aus Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen und anderen Fachkräften. Housing First stellt die übliche Praxis der Wohnungslosenhilfe auf den Kopf: Dort sollen in der Regel erst alle Probleme (z. B. Schulden, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Sucht) gelöst sein, bevor die Menschen wieder in Wohnraum vermittelt werden.

Foto: Kai Hauprich
Ein Housing-First-Köln-Mieter schließt zum ersten Mal die Tür seiner eigenen Wohnung auf.
Housing First hilft
Dagegen startet die Unterstützung durch Housing First mit der Wohnung: Sie gibt die Sicherheit und Ruhe, die nur ein eigenes Zuhause schenken kann. Eine weitere Komponente macht Housing First in Deutschland und international besonders erfolgreich: Alle Hilfen, die im Programm angeboten werden, beruhen auf Freiwilligkeit und Selbstbestimmung. Welche Probleme gemeinsam angegangen werden, entscheiden nicht die Helfenden, sondern die ehemals wohnungslosen Menschen selbst. Diese Herangehensweise trägt Früchte: Internationale Studien belegen, dass mehr als 90 Prozent der Programm-Teilnehmenden langfristig in einem stabilen Mietverhältnis wohnen („Wohnstabilität“). Die körperliche und seelische Gesundheit der zuvor obdachlosen Menschen verbessert sich erheblich. Die soziale Integration in der Nachbarschaft und auf dem Arbeitsmarkt gelingt so schnell und effektiv wie in keinem anderen bekannten Angebot der Wohnungslosenhilfe.

Foto: Sabine Rupp
Bei der Plakatierung eines Spendenaufrufs für Housing First Köln, den FC-Cheftrainer Steffen Baumgart im Frühjahr 2022 unterstützte. Das Großplakat hing an 150 Stellen in ganz Köln. (v. l. n. r.: Vringstreff-Vorstand Hans Mörtter, Höhner-Urgestein Janus Fröhlich, Schauspieler Ralf Richter, FC-Vizepräsident Eckhard Sauren, Housing-First-Köln-Mieter Andreas Budweg, Housing-First-Köln-Projektleiter Dr. Kai Hauprich).
Gemeinsam Obdachlosigkeit überwinden
Der Vringstreff e. V., Institution der Wohnungslosenhilfe, ist mit Housing First Köln als erster Anbieter in der Stadt seit 2020 aktiv. Housing First Köln hat bislang über zwanzig Menschen, die viele Jahre obdachlos waren, wieder in Normalwohnraum gebracht und von dort aus begleitet. Mit Erfolg: Bislang gab es keinen Cent Mietrückstand, keine Sachbeschädigungen oder Kontaktabbrüche zur Sozialarbeit. Stattdessen: Menschen, die wieder gesund werden, wieder Kontakt aufnehmen zur Familie, eine Erwerbsarbeit aufnehmen – und in Würde wohnen. Denn jeder Mensch kann wohnen. Einigen fehlen eben nur ein Mietvertrag und die richtige Hilfe.
Die 2015 verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen verpflichten die Regierungen dazu, Armut und damit auch Obdachlosigkeit bis zum Jahr 2030 zu beenden. Das Europaparlament hat das Ziel ausgerufen, Obdachlosigkeit in der EU bis zum Jahr 2030 abzuschaffen. Auch mit Hilfe von Housing First soll Straßenobdachlosigkeit in Deutschland an den strukturellen Wurzeln gepackt und nachhaltig überwunden werden. Dazu hat der Vringstreff mit seiner Initiative Housing First Köln den Bundesverband Housing First mitgegründet und vernetzt sich mit relevanten Akteur:innen in ganz Deutschland und international.
Housing First Köln ist in den sozialen Medien auf Facebook (@housingfirstkoeln), Instagram (@housingfirstkoeln) und Twitter (@housingfirstk) vertreten.
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