„Ich wollte die Musik komponieren und aufnehmen, die ich selbst morgens um zwei Uhr in meiner Lieblingsbar hören möchte. “ So beschreibt Saxofonist Bernd Delbrügge die Motivation hinter „Analogue Souls“. Im Gespräch mit uns erzählte er vom spannenden Aufnahmeprozess, von seiner Sicht auf den Streaming-Hype und von ungewöhnlichen Verbindungen. Das ganze Interview lesen Sie auf www.koelner.de.
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Warum haben Sie sich dazu entschieden, „Analogue Souls“ komplett analog aufzunehmen?
Wir wollten das Album so aufnehmen, wie man es von Labels wie „Sun Records“, „Stax“ oder „Motown“ kennt. Das bedeutet, es in einer gemeinsamen Aufnahmesession live im Studio einzuspielen. Von Anfang an war auch klar, dass wir dafür ausschließlich analoge Instrumente verwenden würden – z.B. eine Hammond-B3-Orgel und ein originales Wurlitzer-Piano. Da lag es nahe, das Aufnahme-verfahren ebenfalls analog zu gestalten. Eine analoge Aufnahme kann theoretisch unendlich viele Toninformationen abbilden. Eine digitale Aufnahme zerlegt alles in „0“ und „1“. Im Ergebnis klingen analoge Aufnahmen einfach wärmer, berührender. Dirk Baldringer in Leverkusen war immer schon ein Verfechter analoger Technik und verfügt in seinem Studio über Tonbandtechnik aus den 70er-Jahren. Und er weiß damit umzugehen! Für die Aufnahme meines Saxophons haben wir uns übrigens für ein Mikrofon aus dem Jahr 1963 entschieden, ein baugleiches Exemplar hat schon Ringo Starr bei den Beatles benutzt.
„Analogue Souls“ erscheint exklusiv auf Vinyl: Sie halten nicht viel von Streaming-Diensten?
Ich betrachte das Thema natürlich weniger aus der Sicht des Konsumenten, denn aus der Sicht des Komponisten und Produzenten. Streaming-Dienste wie „Spotify“ sind bekannt dafür, uns Künstlern nur marginale Summen für das Abspielen unserer Musik auszuzahlen. Für Chartsplatzierte Musiker mag das einen Sinn ergeben, die große Mehrheit der Musikschaffenden geht dabei aber leer aus. Von der audiophilen Qualität und Faszination einer analogen Studioproduktion bleibt auf Spotify ohnehin wenig bis nichts übrig. Ganz zu schweigen davon, dass wir für „Analogue Souls“ ein feines Artwork entwickelt haben. Daran haben eine tolle Grafikerin und großartige Fotografen mitgewirkt. Das Album erscheint in einem hochwertigen vierseitigen Klappcover. All das ergibt in der Summe ein „Werk“, das sich über Streaming-Dienste nicht darstellen lässt.
Zu „Hop Hop“: Funk gilt gemein-hin als sehr lebensbejahend. Ist es schwer in diesen Zeiten solche Musik zu schreiben?
Funk ist zuallererst Bewegungsmusik, und „Hop Hop“ ist einer der ersten Songs, die ich für das Album geschrieben habe – also ganz zu Beginn der Corona- Krise. Da stand natürlich auch die Sehnsucht nach einer Musik Pate, die uns und das Publikum aus der Lethargie erweckt und wieder in Bewegung versetzt.
Am 06.04. stehen Sie mit Ingolf Lück auf der Volksbühne. Wie kam diese Verbindung zustande?
Ingolf und ich kennen uns schon lange. Wir sind ja beide „Eastern-Westfalien-Aliens“ in Köln. So ein Leben in der Diaspora verbindet. Und als ich die Idee für dieses Bühnenformat hatte, hat Ingolf sofort „Ja“ gesagt.
Im Friedrich-Ebert-Saal in Bickendorf steigt am 29.04. das Releasekonzert. Was wünschen Sie sich für den Abend?
Das klingt jetzt vielleicht abgedroschen, aber im Augenblick wünsche ich mir nichts mehr als Frieden. Mein größtes Glück wäre, wenn wir den in der Ukraine zum Zeitpunkt unseres Konzerts hätten. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.