Der große Wildkirschbaum in meinem Garten thront seit eh und je als höchster Baum des Veedels über den Dächern Bickendorfs. Das Zwitscherkonzert der völlig aufgedrehten Vögel beginnt pünktlich um sechs Uhr, und weckt die Gemeinde – auch wenn viele der Familien in den Osterferien eigentlich ausschlafen könnten. Der Natur ist das völlig egal. Vor allem dem Kirschbaum. Der hat nämlich gerade seine allerschönsten Tage im Jahr und blüht, was das Zeug hält. So wunderschöne, intensive Farben. So prachtvoll, so echt!
Gut in ein paar Tagen ist der Zauber schon wieder vorbei, und das Ding macht eigentlich nur noch Dreck, weil die Vögel die Früchte pflücken, vor Ort genießen, aber ebenso vor Ort merken, dass sie sie nicht vertragen, und sich ihrer auch gleich in meinem Garten wieder entledigen. Aber STOP: Jeden Abend erzähle ich auf der Bühne etwas von Achtsamkeit, davon, dass man den Moment im hier und jetzt leben, und nicht so viel an Morgen denken solle. Da wäre es doch gar nicht so schlecht, wenn ich selbst mal damit anfinge, oder? Also neu: Jetzt blüht der Baum gerade wunderschön in meinem Garten, und ich erfreue mich sehr und immer wieder an diesem tollen Anblick! So.
Und nicht nur der Kirschbaum hat gerade seine tollste Phase, ich selbst bin auch einfach nur glücklich. In der letzten Kolumne schrieb ich noch über die Planungen und die Ideen zur laufenden Tournee. Die Vorpremiere war gerade gut gelaufen, und meine leichte Anspannung vor der eigentlichen Premiere gut zwischen den Zeilen zu lesen.

Foto: Rebecca Schindler
Inzwischen sind zwölf Shows gespielt, und morgen im Pantheon in Bonn steht leider schon wieder die letzte Indoor-Show im ersten Halbjahr an. Wahnsinn, wie die Zeit rennt! Man freut sich ewig auf die Tour, arbeitet lange, intensiv und hart daran, und dann schwuppdiwupp ist es schon wieder (fast) vorbei. Das ist wie bei einem schönen Urlaub, auf den man sich lange freut!
Und ja, Urlaub ist irgendwie das Stichwort. Oder nennen wir es lieber „Tourlaub“. Jedenfalls gibt es für mich nichts Größeres, als das Gefühl „unterwegs“ zu sein. Jeden Nachmittag, wenn ich zum Soundcheck in der jeweiligen Location ankomme, freu ich mich erneut wie ein kleines Kind, dass mein kleines Wohnzimmer schon auf der Bühne eingerichtet ist, und überall einfach nur wunderschön aussieht. So ein tolles Bühnenbild hatten wir noch nie. Meist hab ich mir schon vorher in Form eines gemütlichen Spaziergangs die Stadt, den Ortskern oder die unmittelbare Umgebung angeschaut, und je nach Distanz vom Heimatort im Hotel eingecheckt.
Dann wird Sound gecheckt, was bei dieser absoluten Traumcrew die reinste Wonne ist. Jeder Handgriff sitzt, jeder weiß exakt, was zu tun ist, und es ist immer wieder erstaunlich, wie sich nach drei bis vier Shows alles so festigt, dass es sich anfühlt, als hätten alle Beteiligten in den letzten Monaten nichts anderes gemacht, als exakt diese Produktion auf die Bühne zu bringen. Einer steht auf der Bühne im Rampenlicht, aber JEDER andere beteiligte Mensch ist genauso wichtig, sonst würde der ganze Betrieb nicht laufen. Gemeinsam wird aber jeder Abend zu einem Fest, und ich kann manchmal kaum glauben, dass ich das alles so erleben darf. Vor allem bei der ersten Zugabe „Et Levve es schön“, was wir ja inzwischen als neue, digitale Single veröffentlicht haben, überkommen mich manchmal die Emotionen. Die Nummer kommt fantastisch an, und ich fühle sie fast jeden Tag intensiver. Besonders in den Locations, die direkt und unmittelbar am Rhein liegen, muss ich an mich halten und zusehen, dass es nicht aus mir ausbricht. Schließlich spielt der Song am Rhein, der für mich seit je her eine wichtige Bedeutung hat, wie ich im Text erzähle. So war es unheimlich intensiv, die Nummer in Wesseling, Remagen, Linz und Andernach in Spuckweite des Flusses zu spielen. Ich habe es sehr genossen.
Und so freue ich mich auf den vorläufigen „Minge ahle Hoot“-Tourabschluss morgen (15. April 2025) in Bonn, bevor es im Sommer nur ein kleines Open Air damit gibt, und im Herbst der Nachschlag mit vier weiteren Indoor-Shows (zum Beispiel im Eltzhof) folgt. Aber das ist ja noch weit weg – wir wollten ja im hier und JETZT bleiben, Herr Heuser!
Morgen geht also zunächst ein letztes Mal das Saallicht aus, bevor der Spot auf das alte Radio gerichtet wird, der Einspieler startet, und ich freudestrahlend die Bühne betreten darf und zwei Stunden mein Ding machen kann, bis ich gemeinsam mit dem Publikum in einem der schönsten Bonner Theater zum Schluss kommen kann, dass „Et Levve schön“ ist. Was freu ich mich darauf!
Schöne Ostertage, wir lesen uns!
Üre Björn