Kölsch ist nur echt, wenn es aus Köln kommt!
Kölsch wird in Köln gebraut. Das sollte doch klar sein, oder? Aber so einfach ist das nicht. Wer durch die Siegerlisten des World Beer Cup schaut (https://www.worldbeercup.org/de/winners/current-winners), wird die Kategorie „German-Style Koelsch“ entdecken.
Dieser Wettbewerb, der alle zwei Jahre von der US-amerikanischen Brewers Association veranstaltet wird, zählt zu den renommiertesten internationalen Bierwettbewerben. Brauereien aus aller Welt reichen ihre Biere in diversen Kategorien wie Pilsener, Stout, Porter, Weizenbier, IPA und vielen anderen ein.
Eine Jury aus Bierexperten bewertet die Biere nach Aroma, Geschmack, Mundgefühl und Aussehen. Die Gewinner erhalten Gold-, Silber- oder Bronzemedaillen und die Anerkennung, eines der besten Biere der Welt hergestellt zu haben.
In diesem Jahr schafften es drei US-Brauereien auf das Siegertreppchen in der Kölsch-Kategorie. Das mag zunächst verwundern. Bereits Jahre zuvor hatten japanische Brauereien Preise für ihre Kölsch-Stile gewonnen. Nur ein einziges Mal nahmen zwei Kölner Brauereien an dem Wettbewerb teil und erzielten 2002 sofort Erfolge: Gold und Silber gingen an Zunft und Gaffel.
Wie kommt es, dass Kölsch, das nicht aus Köln stammt, bei einem solchen Wettbewerb antreten kann? Zunächst einmal ist dies eine Auszeichnung für den Bierstil selbst, der weltweit beliebt ist. Da die Nachfrage größer ist als das Angebot aus Köln, brauen viele Brauer außerhalb der EU ihr eigenes Kölsch-Style-Bier. Obwohl dies rechtlich nicht immer eindeutig ist, ist es in den meisten Ländern legal.
Ein ähnliches Schicksal erlebte im 19. Jahrhundert das Bier des Bürgerlichen Brauhauses in Pilsen, das heutige Pilsner Urquell. Der Pils-Stil wurde 1842 erfunden und schnell weltweit kopiert.
Kölsch-Styles werden heute auf allen Kontinenten gebraut. Es gibt beispielsweise das Eisenbahner Kölsch aus Blumenau in Brasilien, das australische Kick Arse Kolsch oder das Kölsch Argentina. Viele Brauereien außerhalb der EU haben ein Kölsch in ihrem ständigen Sortiment. Kurz gesagt: Kölsch ist weltweit beliebt.
Darf sich ein Bier, das nicht in Köln gebraut wird, überhaupt Kölsch nennen? Innerhalb der EU ist die Antwort klar: nein. Der Bierstil ist dort eine geschützte Herkunftsbezeichnung wie Champagner. Nur in Köln gebrautes Bier, das nach bestimmten Regeln hergestellt wird, darf sich Kölsch nennen. Es gibt lediglich zwei Ausnahmen: Zunft Kölsch aus Wiehl und Bischoff Kölsch aus Brühl, die 1986 die Kölsch-Konvention unterzeichneten und daher Bestandsschutz genießen. Wer heute in der EU ein Kölsch brauen möchte, muss dies in Köln tun und die festgelegten Regeln einhalten.
Kölsch, das nicht in Köln gebraut wird, mag den Stil nachahmen, doch es fehlt die einzigartige Kölner Brauhauskultur, die das Kölsch-Erlebnis ausmacht. Kölsch lässt sich also nur in vollen Zügen in Köln genießen. Denn: It’s only a real Kölsch if it comes from Cologne!

Fot: Promo
Michael Busemann ist zertifizierter Biersommelier und hat sich der wunderbaren Welt der Biere verschrieben. Bier, so sein Credo, ist mehr als ein Genussmittel, das vielen schmeckt und viel Freude bereitet. Es ist auch ein Kulturgetränk, das älteste, um genau zu sein. In vielen Ländern und Regionen hat Bier eine lange Tradition und ist tief in der Kultur und Geschichte verwurzelt. Sorten wie Kölsch erzählen ihre eigene Geschichte und spiegeln die lokalen Gepflogenheiten und Traditionen wider. Michael Busemann hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Vielfalt zu entdecken und anderen zugänglich zu machen. Er führt Verkostungen durch und teilt sein Wissen in seinem Blog https://www.frisch-verzapft.de/.
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