„Blick in die Zeit – Alter und Altern im photographischen Porträt“ lautet der Titel der neuen Ausstellung, die in den Räumen der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur im Kölner Mediapark bis zum 7. Juli 2024 zu sehen ist – mit Werken von Christian Borchert, John Coplans, Imogen Cunningham, Deanna Dikeman, Jess T. Dugan / Vanessa Fabbre, Albrecht Fuchs, Katja Kerstin Hock, Manfred Jade, Evi Lemberger / Maria Göckeritz, Andreas Mader, Helga Paris, Natalya Reznik, Martin Rosswog, August Sander, Cindy Sherman, Daniel Schumann, Wilhelm Schürmann und Larry Sultan.
170 photographische Arbeiten, die sich am Beispiel des Porträts den unterschiedlichen Facetten des Phänomens „Alter“ nähern, werden hier präsentiert. Die Schau stellt internationale Positionen der Photographie von den 1910er Jahren bis in die Gegenwart vor: So bildete der bekannte Kölner Photograph August Sander (1876-1964) in eindrucksvollen, Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen Porträts betagte Menschen einer ländlichen Bevölkerungsschicht ab. Diese weisen, so zeitaktuell sie damals waren, in eine vergangene Epoche. Wie ambivalent das Verhältnis unserer Gesellschaft zum Altern ist, zeigt die US-Künstlerin Cindy Sherman. In ihrem Rollenporträt schlüpft sie in die Haut einer Dame der urbanen höheren Gesellschaft, die Altersspuren durch Make-up, Kleidungsstil und Attitüde sorgsam zu verdecken versucht. Die ausgestellten Bilder machen deutlich, wie vielfältig in der Photographie die Themen „Alter“ und „Altern“ verhandelt werden. Sie gibt dem Alter und dem Altern ein Gesicht und konfrontiert mit vielerlei Fragen: Wie spiegelt sich Lebenserfahrung im Aussehen, in der Physiognomie, in der Haltung älterer Menschen? Welche Persönlichkeit, welche Eigenschaften strahlen die Abgebildeten aus? Welche gesellschaftlichen Rollen vermitteln sich im Bild?
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Foto: Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn
Zusammen 285 Jahre, Rosette Haubrich, geb. Jung, Henriette Jung, Wilhelmine Kessler, geb. Jung, Biersdorf, 1931
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Foto: Jess T. Dugan
Duchess Milan, 69, Los Angeles, CA, 2017, aus der Serie To Survive on This Shore
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Foto: The Estate of Larry Sultan, courtesy Galerie Thomas Zander, Cologne
My Mother posing for me, 1984, aus der Serie Pictures from Home, 1982–1991
Äußerliche Veränderungen von Menschen und Orten zeigen sich besonders klar in photographischen Langzeitprojekten, in der Ausstellung unter anderem vertreten mit Arbeiten von Andreas Mader, Deanna Dikeman und Christian Borchert. Vor allem in der Familie oder im Freundeskreis gegenüber wiederkehrenden Personen und Situationen kommt man dem Wandel, auch dem Abschied von geliebten Momenten und Menschen, auf die Spur. Wie unterschiedlich sich Lebensumstände im Alter darstellen können, zeigen die Photographien von Larry Sultan, Wilhelm Schürmann und Helga Paris. Während Larry Sultan einen sehr persönlichen Blick auf seine Eltern – und damit auch auf sich selbst –, ihre ökonomischen Möglichen und emotionalen Befindlichkeiten wirft, dokumentiert Helga Paris im Ostberlin der 1980er-Jahre die Lebensumstände in einem Altersheim. Etwa im gleichen Zeitraum ist Wilhelm Schürmann in Dortmund dem Lebensmilieu einer Generation auf der Spur, vor dem Hintergrund einer von der Montanindustrie geprägten Umgebung. Die starke Einwirkung von historischen Ereignissen auf Lebensläufe zeigt das intensive filmische Porträt, das Evi Lemberger und Maria Göckeritz von Irene Eber, die als Kind Deportation und Vertreibung durch die Nationalsozialisten erleiden musste, erstellt haben.
Und schließlich wird in der Ausstellung mit den Werkreihen von Daniel Schumann, Katja Kerstin Hock und Manfred Jade das Thema Abschied, Sterben und Tod feinfühlig in Erinnerung gerufen. Zweifellos zeigt sich, dass der Lauf der Zeit jene Einheit ist, die als fundamentale Größe Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft definiert. In ihr bietet die Photographie Mess- und Haltepunkte, die der Orientierung dienlich sind.
Zur Ausstellung wird ein umfangreiches Rahmenprogramm angeboten mit öffentlichen Führungen und Rundgängen zu speziellen Themen und für verschiedene Zielgruppen. Außerdem gibt es einen Thementag sowie ein Filmprogramm.
Zeitgleich dazu ist die narrative Serie „The Pond at Upton Pyne” von Jem Southam in den Ausstellungsräumen zu sehen. Sie entstand zwischen 1996 und 2002 und zeigt die zyklische Veränderung eines Teiches und seiner Umgebung in Upton Pyne, Devon, England. Das Gelände erfuhr in dieser Zeit mehrere Umgestaltungen, geleitet von den Visionen wechselnder Besitzer.
- Öffnungszeiten: täglich außer mittwochs von 14 bis 19 Uhr
- Geschlossen: 29. März (Karfreitag), alle anderen Feiertage geöffnet.
- Eintritt: 6,50 € (ermäßigt 4 €), erster Montag im Monat freier Eintritt!
Am ersten Donnerstag im Monat geöffnet bis 21 Uhr, ab 17 Uhr freier Eintritt: Es finden besondere Programmpunkte statt.
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, 50670 Köln, Tel.: +49 221/888 95 300, E-Mail: photographie@sk-kultur.de, www.photographie-sk-kultur.de