Es mag vielleicht ein Zufall sein, oder vielleicht auch ein zynischer Kommentar unserer Zeit, dass es tatsächlich ein System für digitale Zeiterfassung in Unternehmen mit dem Namen „MOMOZeit“ gibt. Die Art und Weise, wie wir Zeit wahrnehmen, ist eine relativ neue Entwicklung. Früher lebten die Menschen im Rhythmus der Jahreszeiten. Erst mit der industriellen Revolution und der Einführung der Stechuhr begann die Zeitmessung, wie wir sie heute kennen, und das Diktat der Produktivität nahm seinen Lauf.
Michael Endes „Momo“ befasst sich mit dem Geheimnis der „Zeit“ und ihrem Einfluss auf unser Wohlbefinden. In unserer durchgetakteten Welt, in der die Uhr unaufhörlich tickt, ist das Thema aktueller denn je. Momo ist ein Buch für nachdenkliche Kinder und Erwachsene, die sich noch immer über das Selbstverständliche wundern können.
Eva Marianne Kraiss und Theresia Erfort bringen diesen Stoff als Theaterstück auf die Naturbühne des Orangerie Theater.
Eva Marianne Kraiss und Theresia Erfort im Interview mit Ines Langel
IL: Ihr spielt zu zweit das Theaterstück Momo, habt ihr dann mehr als eine Rolle jeweils?
TE: „Genau! Wir haben die Rollen aus der Geschichte auf uns beide aufgeteilt. Dabei schlüpfen wir in so viele verschiedene Rollen, dass es schwer sein wird mitzuzählen.“
EMK: „Wir greifen unser Konzept der unendlichen Geschichte auf und bearbeiten den Roman als Fassung für zwei Personen. Dieses Mal gehen wir noch einen Schritt weiter und stehen vom Tisch auf. Ein Theaterstück mit unzähligen Rollen für zwei Schauspielerinnen.
Bei Momo scheint das besonders stimmig, die Zeitnot ist heute ja Teil fast eines jeden.“
IL: Ich habe mich als Kind damals ein bisschen gegruselt, wird das Stück gruselig?
TE: Ein bisschen spannend auf jeden Fall! Aber keiner muss sich Sorgen machen, erschreckt zu werden.
EMK: Gruselig ist ja stark davon abhängig, was die Fantasie daraus macht. Die grauen Herren sind unangenehm. Es gibt aber auch sehr viele zauberhafte, schöne und realistische Momente. Mit Momo haben die Zuschauer:innen eine starke Freundin an der Seite.
IL: Was glaubt ihr erzählt das Buch den Kindern?
TE: Ich finde Kinder brauchen starke Helden und Heldinnen zum Vorbild. Momo ist das auf jeden Fall und wir alle können von ihr lernen mutig zu sein und für seine Freunde zu kämpfen. Vor allem aber zeigt uns Momo wie bedeutend es ist, sich Zeit zu nehmen für die wichtigen Dinge im Leben.
IL: Was glaubt ihr erzählt das Buch uns Erwachsenen?
TE: Das großartige bei Michael Endes Geschichten ist, dass sie mitnichten nur für eine Altersgruppe gedacht sind. Während sich die Welt 2024 immer schneller dreht, stellt sich die gewichtige Frage: Was machen wir mit der Zeit, die uns zur Verfügung steht?
EMK: Wie schwer es ist, sich nicht verführen zu lassen und wie gut es tut, sich für die Liebe zu entscheiden.
IL: Was ist eure persönliche Geschichte mit dem Buch?
TE: Ich habe Momo aus Kind auf einer Freilichtbühne gesehen und geliebt. Meine Oma hat uns die Geschichte im Vorfeld vorgelesen und noch heute habe ich ihre Stimme im Ohr, wenn ich an das Buch denke.
EMK: Ungefähr mit 12 habe ich das Buch von meiner Mutter zu Weihnachten bekommen. Beppos Sichtweise der kleinen Schritte hat mich da schon in seinen Bann gezogen und hilft mir heute noch.
IL: Was denkt ihr nehmen die Zuschauenden aus dem Stück mit?
TE: „Hoffentlich: ein wenig von Momos Geduld und Beppos Weisheit, von Gigis Fantasie und Kassiopeias Ruhe. Und von Meister Horas allwissendem Blick auf die Zeit.
MOMO – oder die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, dass den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte
Theaterstück ab 8 Jahren
- 14.07.2024, 17 Uhr PREMIERE
- 21.07.2024, 17 Uhr
- 25.08.2024, 17 Uhr
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