Und schwuppdiwupp erstrahlt die ganze Stadt schon wieder im Lichterglanz. Die Weihnachtsmärkte sind gut besucht, überall duftet es, Weihnachtsmusik an jeder Ecke, und auch bei mir macht sich langsam aber sicher das „Weihnachtsjeföhl“ breit.
Für mich persönlich bedeutet die Adventszeit in erster Linie viel Arbeit, denn ich stehe im Dezember nahezu täglich bis Heiligabend auf der Bühne. Und genau das liebe ich so sehr! Denn in der besinnlichen Zeit, kann ich mich als Liedermacher bestens ausleben. Ich mag die ruhigeren Töne, ich mag die Geschichten drumherum, ich mag es, wenn die Leute zuhören, und sich hier und da sogar selbst in den Songs wiederfinden.
So sitze ich hier in der wunderbaren Volksbühne in Köln, dem ehemaligen Millowitschtheater, und bin ganz beseelt von der gerade zu Ende gegangenen Nachmittagsvorstellung. Der letzte Applaus liegt irgendwie noch in der Luft, obwohl die Leute längst den Saal verlassen haben. Verstärker surren, die Crew vergnügt sich am Catering, das Licht steht schon wieder auf „Einlass“ und Textheft-Nachschub wird gerade angeliefert, weil auch in der Abendvorstellung das komplette Theater ausverkauft ist.
Foto: Dirk Loerper
Ausverkauft. Die Volksbühne. Zweimal an einem Tag.
Wow, wenn mir das vor ein zehn Jahren jemand erzählt hätte, hätte ich laut gelacht und nicht im Ansatz daran geglaubt. Jetzt spiele ich meine Weihnachtsmitsingkonzerte schon im neunten Jahr hier, und es sind noch immer ganz besondere Momente. Ich genieße jede einzelne Sekunde!
Dieses Jahr ist es besonders spannend, weil ein Großteil des Programmes aus nagelneuen Songs besteht, die ich vorher noch nie irgendwo live gespielt habe. Mein neues Album „Janz besinnlich“ ist nun mal ein Weihnachtsalbum, so dass es auch nur in diesen Tagen möglich ist, das Material auf die Bühne zu bringen. Sage und schreibe über die Hälfte der Lieder des Albums haben es direkt im ersten Jahr ins Programm geschafft, und es tut so gut zu wissen, nach der gestrigen Premiere in Rath, dass sie funktionieren und durchweg gut bei den Leuten ankommen.
Es ist ja auch immer wieder verrückt: Ich schreibe im stillen Kämmerlein mutterseelenallein Lieder, die zunächst nur meine Frau und manchmal auch potentielle Produzenten zu hören bekommen. Sonst niemand. Dann reifen diese Lieder irgendwie fast von selbst – wie ein guter Wein. Im nächsten Schritt entstehen meist „Sammlungen“ neuer Songs, die sich zu einem Albumkonzept entwickeln können. Damit geht es dann ins Studio, wo man die Lieder aufnimmt und ausarbeitet. Im Falle des „Janz besinnlich“-Albums war ich in einem zauberhaften Tonstudio in Italien am Garda See. Dort nehmen die Gedanken aus dem stillen Kämmerlein die ersten konkreten Formen an, bevor sie als „neues Baby“ das Licht der Welt erblicken, wenn sie veröffentlicht werden. Aber so richtig ans Leben kommen die Stücke erst, wenn sie lebendig – also live – vorgetragen werden. Und das ist im Grunde immer der spannendste Moment. Kommt es an? Gefällt es den Leuten? Wie reagieren sie auf den Text, die Musik, den Rhythmus? Nicht selten kommt es vor, dass sich ein Song beim Live-Spiel weiterentwickelt. Und ziemlich sicher ist, dass ich keine Nummer zweimal genau gleich spiele. Der Moment, in dem ich auf der Bühne stehe, ist genau so entscheidend, wie das Publikum, was ich bespiele. Das macht Musik in meinen Augen so magisch: Die Musik „passiert“ genau in diesem Augenblick – und nur da.
Jetzt trudelt die Mannschaft nach und nach wieder ein, die Requisiten werden „auf Anfang“ gelegt, und die Gitarren werden gestimmt. Ich muss mich konzentrieren, dass ich bei den Ansagen nicht ins Durcheinander komme, denn schließlich ist es ja die zweite Show des Tages. Hatte ich den Gag schon? Oder war das gestern? Hach, da werden die grauen Zellen manchmal ganz gut gefordert. Aber ich bin sicher: Sobald das Saallicht ausgeht, mein Orchester-Einspieler läuft und ich auf die Bühne schleiche, geht der Kopf aus und das Herz an. Und dann wird alles gut – und janz besinnlich.
Eine schöne Adventszeit allerseits – bis bald!
Üre Björn